Samstag und Sonntag sind bei mir klar für’s Laufen reserviert. Ich freue mich so auf das Laufen am Wochenende, dass daraus immer längere Läufe von 14 bis 30 Kilometer werden. Der Samstag ist bei mir perfekt gelungen, wenn ich einen anstrengenden, schnellen und langen Lauf mache und dann zur Entspannung in die Kneipe gehe zum Fußballgucken. So ist das, jeder hat so seine kleinen Freuden des Lebens.
Das schöne am Laufen am Wochenende ist zu dieser Jahreszeit auch das Laufen bei Tageslicht. Dies ist unter der Woche fast nie möglich. Und obwohl es ein sehr milder Herbst und Winter ist (den Unterschied kann ich dieses Jahr nicht erkennen), gibt es doch viele Tage mit grauem und Wolken verhangenen Himmel. Da fällt einem die Motivation etwas schwerer und das Loslaufen zögert sich hinaus.
Heute morgen habe ich jedoch sehr gut gefrühstückt – Brötchen mit Marmelade und Honig, Croissant, Kaffee und einem „Grünen Smoothie“ aus Weizengrass-Pulver von Feinstoff, den ich bei Ecoco Organics in Herrenberg gekauft habe, gemischt mit Orangensaft. Und um 12 Uhr konnte mich nichts mehr halten – schon gar nicht die Pflicht zur Kehrwoche, die ich am Samstag bereits vernachlässigt hatte – und ich bin los. Das Wetter war feuchtkalt, grau, etwas dunkel. Auf der Straße und in der Stadt war fast niemand unterwegs. Auf meinem iphone habe ich die Podcasts von Runner Academy und BDWPS bereitgestellt und die Nike.Running-App gestartet.
Zuerst geht es auf dem Weg in den Schönbuch vom Marktplatz Herrenberg 3 Kilometer bergauf auf den Schlossberg bis zum Waldseilgarten und Naturfreundehaus. Das sind genau 100 Meter Höhenunterschied. Nachdem das geschafft ist, ist schlechtes Wetter oder Kälte komplett vergessen. Ich bin warmgelaufen, habe den schwierigsten Teil der Strecke bereits hinter mir und schaue froh der vor mir liegenden Strecke entgegen.
Es ist auch im Wald wirklich niemand unterwegs. Alle scheint das Dezemberwetter abzuschrecken und sie sind zu Hause. Dabei sind es entspannte 7 Grad und hier und da schimmern ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Die Strecke geht nun auf dem Hauptweg von Herrenberg nach Bebenhausen bei Tübingen geradeaus und mit wenig Steigung am Fischbach entlang, bis zur „Neuen Brücke“, Kilometer 9 meiner Tour. Die Strecke bin ich nun schon oft gelaufen und so höre ich die Podcasts und mache mir meine Gedanken. Im Runner Academy Podcast geht es um das Thema „Making time for running“, eine Episode aus August, die ich mir aufgehoben habe, weil das Thema mich sehr interessiert. Wegen der Arbeit und aufgrund der frühen Dunkelheit morgens wie abends komme ich oft nicht zum Laufen. Dabei ist dies gar keine Ausrede, es geht wirklich oft nicht. Wenn ich von morgens um 8 bis abends 18 Uhr arbeite, dann muss ich abends kochen, ab und zu wichtige Dinge erledigen, einkaufen oder aufräumen. Manchmal gehe ich abends aus. Ich könnte zwar mit Stirnlampe laufen, aber es gibt da so einige Schwierigkeiten hier in der ländlichen Gegend: Zu wenig Platz in der Stadt, zu viel Verkehr auf den Landstraßen und Hunde. Am Wochenende dagegen habe ich kein Problem mit der Zeit zum Laufen, die nehme ich mir! Irgendwie hat die Podcast-Episode mich nicht weitergebracht. Es wird viel darüber geredet, Termine zu setzen für das Lauftraining und konsequent bestimmte Zeiten und Abläufe einzuhalten. Dinge wie Aufräumen, Einkaufen oder anderes soll man auf das Wochenende verlegen. Aber für mich besteht das Problem weiterhin. Nach 30 Minuten und 5 einhalb Kilometern kommt die nächste Folge Runner Academy: „How to run faster, farther and injury free“. Ich bin bald an der Neuen Brücke angekommen und überlege mir, wie es heute an dieser Kreuzung für mich weitergeht.
Ich bin bei Kilometer neun und wenn ich jetzt den kürzesten Weg zurücklaufe, komme ich nach 17 Kilometern wieder nach Herrenberg. Es ist eine verlockende Strecke: Durch das Wildgehege Richtung Breitenholz, und auf dem Schwarzwald-Schwäbische-Alb-Allgäu-Wanderweg (Hauptwanderweg 5) des Schwäbischen Albvereins Richtung Mönchberg und Herrenberg. Ich habe mir jedoch mehr vorgenommen und beschließe, an der wunderschönen Lindach weiter entlang zu laufen und folge den Schildern zur Königlichen Jagdhütte und dem Soldatengrab. Der Weg führt durch das Goldachtal mit tollen Ausblicken und einem anspruchsvollen, 2 Kilometer langen Anstieg zur „Kaiserlinde“. Irgenwo auf dem Weg habe ich wieder einmal das Jagdschloss und das Soldatengrab verpasst. Laufen ist eben kein Sightseeing. Schade.
Ich bin bei Kilometer 13 und habe gerade den Anstieg von Höhenmeter 430 bei der Neuen Brücke bis 500 m bei der Kaiserlinde hinter mir, dann sehe ich wieder meine vertraute Kayher Talstraße, die schnurstracks vorbei am Kayher Sportplatz zum Parkplatz auf dem Mönchberger Sattel führt. Eine gute Möglichkeit, meine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:45 auf normale 5:20 pro Minute herunter zu bringen.
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