Wir müssen alle langsamer laufen. Natürlich nur im täglichen Training, um die optimale Ausdauer für den Wettkampf zu erhalten. Dieses Sich-Quälen und Florian-Neuschwander’sche „Ballern“ mag zwar Spaß machen. Tatsächlich macht es Riesenspaß, Strava-Segment abzulaufen und eine gute Zeit in der Rangliste zu erzielen und sich mit den anderen ortsansässigen Läufern zu messen. Das kann man schon machen: Das nennt sich dann Tempodauerlauf (TDL) und trainiert das Wettkampftempo. Ein TDL ist aber eine sehr harte Trainingseinheit, ich schaffe es nicht mal ein Mal im Monat, so eine qualitative Einheit zu absolvieren. Wenn du allerdings bei fast jedem Lauf und dann auch noch bei langen Dauerläufen schnell läufst und dabei nah am Wettkampftempo oder sogar an der aeroben-anaeroben Schwelle (S, bzw T für threshold) läufst, dann schadest du deiner Form erheblich, würde ich behaupten. Es liegt ja an der Tagesform und den täglichen Umständen, wie schnell man laufen kann. Ist man nicht optimal vorbereitet, wie man sich auf einen Wettkampftag vorbereitet, dann wird das Laktat in den Muskeln erheblichen Schaden anrichten und die Regenerationszeit deutlich erhöhen. Eine starke Belastung führt ebenso zu muskulären Schäden durch Mikro-Muskelfaserrisse und starke Belastung der Sehnen, Gelenke und des ganzen Torsos (Stabilität und Balance im Rücken, im Becken, dem Gluteus maximus, also Gesäßmuskel, den Oberschenkelmuskeln, usw.).
Langsames Laufen hingegen wird als Grundlagenausdauertraining (GA1) bezeichnet, findet statt bei 65 – 70% der maximalen Herzfrequenz statt und hat natürlich nur Vorteile:
- Das tägliche Laufen bildet die Basis für alle anderen Trainingsformen: Tempotraining, Bahntraining, Intervalltraining, lange Läufe
- Durch das häufige Laufen im anaeroben Bereich lernt der Körper die verbesserte Sauerstoffaufnahme in den Muskeln und verbessert dadurch langfristig das Leistungsvermögen.
- Der Körper lernt, Fett zu verbrennen. Man spricht daher von Fettstoffwechselläufen. Durch die dabei hinzu gewonnene Ausdauer lernt der Körper bei hoher Belastung, auf die Fettreserven zurückzugreifen und nicht so abhängig von der Verbrennung von Kohlehydratspeichern zu sein.
Der Trainingseffekt von immerzu schnellen Läufen ist eigentlich gleich null. Man gewöhnt sich lediglich an sein „Wohlfühltempo“, welches zwar die Mitläufer beeindruckt und eventuell Spaß oder gar mehr Spaß macht, aber echte Fortschritte der Fitness verhindert.
Dagegen spricht auch der Spaß und die Vorteile, die man davon hat, in einer Gruppe zu laufen. In einer Laufgruppe sollte man eigentlich niemandem etwas beweisen müssen. Es kommt viel mehr darauf an, dass alle Spaß haben und man gerne miteinander läuft. Natürlich laufe ich auch ab und zu mit starken Läufern zusammen und muss dann viel schneller laufen, als ich das eigentlich will oder gemessen an der Tagesform eigentlich könnte oder sollte. Und natürlich sollte die Laufgruppe einigermaßen homogen sein, was das Fitnesslevel betrifft. So langsam zu laufen, dass es fast schon Nordic Walking ist, das lehne ich auch ab. Allerdings laufe ich nie mit Leuten, die so unfit sind. Ein Tempo von, sagen wir mal, 6:30 Minuten pro Kilometer ist für mich auch sehr langsam. Vor allem aber kommt es mir sehr anstrengend vor. Und das ist der Beweis, dass diese langsame Einheit einen guten Effekt hat!